Freitag, 7. Juni 2019

Jour 9: Tag in Saintes-Maries-de-la-Mer

Das laute Brausen der Wellen und das Kreischen der Möwen, vermischt mit dem geräuschvollen Wehen des Windes.
Das Meer ist stürmisch und die Böe, welche es so wütend aussehen lässt, weht einem immer wieder Sandbrisen in die Augen.
Der Himmel ist vollkommen wolkenlos, somit kann die Sonne ihre ganze Wärme auf uns herunter schicken, aber der kalte Wind lässt sie uns nicht spüren.

Vor etwa zwei Monaten habe ich eine gelbe Leuchtweste bekommen.
Mir wurde gesagt, dass ich diese gelbe Leuchtweste au der grossen Velotour von Bubikon nach Saintes – Maries – de – la – Mer tragen müsse.
Ich habe sie entgegengenommen, in meinem Zimmer an die Kleiderschranktür gehängt und sie angeschaut.
Und während ich sie angeschaut habe, habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, diese Leuchtweste anzuschauen, nachdem man mit ihr bis nach Südfrankreich gefahren ist.
Damals erschien mir dies unmöglich. 

Es ist der 7. 06. 19 und wir sind gestern Abend in Saintes – Maries – de – la – Mer angekommen.
Vor neun Tagen haben sich diverse Schülerinnen und Schüler der Sek Bubikon zusammen mit ein paar Lehrern und Begleitpersonen auf ihre Fahrräder geschwungen und sind losgefahren.
Achthundert Kilometer, vom Norden der Schweiz bis in den Süden Frankreichs.
Acht Tage lang waren wir täglich acht Stunden unterwegs.

Rückblickend ist diese Reise wie im Flug vergangen.
Natürlich.
So ist es immer.
Und trotzdem können wir es noch immer nicht richtig glauben, dass wir endlich angekommen sind.
Wir komisch es sich heute morgen doch angefühlt hat, ausschlafen zu dürfen und keine Velokleider anziehen zu müssen.
Einfach hier zu sein.
Es geschafft zu haben.
Auch wenn es anstrengend war, möchte morgen wohl niemand wirklich nach Hause fahren.
Eine Reise wie jene, welche wir gerade hinter uns haben, ist so viel mehr als bloss eine Reise.
Die Truppe schweisst zusammen, Fahrer und Fahrrad werden eine Einheit und der eigene Körper gewöhnt sich an eine neue Routine.
Es sind schliesslich immer dieselben Bewegungen welche man auf dem Velo macht.

Wir haben uns ein Ziel gesetzt.
Ein Ziel, von dem wir wussten, dass es nicht einfach zu erreichen sein würde.
Ein Ziel, vor dem wir uns vielleicht sogar ein bisschen fürchteten, denn; «Was, wenn ich es nicht schaffe?»
Aber wir sind hier.
Trotz Zweifel, Schmerzen und grossem Respekt, die wir alle ganzen acht Tage lang hatten sind wir hier.
Haben unser Ziel erreicht; sogar mehr als das.
Wir haben eine neue Erfahrung gemacht, sind an unsere Grenzen gekommen und manche von uns haben diese vielleicht sogar erweitert. Wir haben uns selbst besser kennengelernt und erkannt, zu was wir fähig sind. 

Vor etwa zwei Monaten habe ich eine gelbe Leuchtweste bekommen.
Mir wurde gesagt, dass ich diese gelbe Leuchtweste au der grossen Velotour von Bubikon nach Saintes – Maries – de – la – Mer tragen müsse.
Ich habe sie entgegengenommen, in meinem Zimmer an die Kleiderschranktür gehängt und sie angeschaut.
Und während ich sie angeschaut habe, habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, diese Leuchtweste anzuschauen, nachdem man mit ihr bis nach Südfrankreich gefahren ist.
Damals erschien mir dies unmöglich.
Aber jetzt gehe ich mit einer gelben Leuchtweste nach Hause, welche mich von einem kleinen Dorf auf dem Lande bis an das Meer begleitet hat.
Ich werde dieses Erlebnis niemals vergessen.


Alia Camenisch

Donnerstag, 6. Juni 2019

Jour 8: Pont du Gard à Saintes-Maries-de-la-Mer

Am letzten Tag auf dem Velo sollen alle zu Wort kommen. Hier die Eindrücke aller Reisenden:

Heute war der kürzeste und der am wenigsten anstrengende Tag, da man nicht mehr merkte, wo es weh tat. Das Meer als Belohnung reichte völlig aus. (Léon B.)
Die Strassen in Frankreich sind sehr schlecht. (Timo V.)
Das Meer war sehr kalt, aber trotzdem erfrischend. (Colin B.)
Der schönste Moment bei der Veloreise war, allen zuzusehen wie sie ins kalte Wasser rannten, während ich das Glace ass. (Diego K)
Heute sind wir einen Teil der Strecke auf einem ehemaligen Bahntrasse gefahren, inklusive Tunnel, der zu einem Veloweg umgenutzt wurde. (Timo S)
Der Gegenwind war sehr stark. (Nils I.)
Der Kiesweg vor Saintes-Maries-de-la-Mer schien unendlich zu sein. (Rania C.)
Im Grossen und Ganzen war es keine Herausforderung, kappa, hab es geschafft. (Alessandro  S.) 
Der Weg war weit, aber das Meer als Belohnung war erfrischend und schön. (Gamaliel)
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir es geschafft haben. Das Wetter war einfach super, auch wenn es ein wenig windig war. Zum z`Nacht gibt es etwas richtig Feines und ich freue mich auf die Tage am Meer. (Pascal K.)
Heute war zwar der letzte, aber ein sehr anstrengender Tag. Dank der tollen Gruppe und den ganzen Erlebnissen ist dies eine tolle Erfahrung gewesen. (Damer M.)
Der heutige Tag war zwar von den Kilometern her der kürzeste, jedoch war er dank des Gegenwindes und der Hitze einer der anstrengendsten Tage. (Luca B.)
Das heutige Wetter war schön. Der Weg bis Saintes-Maries-de-la-Mer war zwar der kürzeste, hat sich aber doch noch in die Länge gezogen. (Jve U.)
Der heutige Tag war zwar der kürzeste, hat sich aber wegen der grossen Vorfreude auf das endliche Ankommen sehr lange angefühlt. (Paul A.)
Die 80 Kilometer haben sich durch den Gegenwind sehr in die Länge gezogen. (Hannes F.)
Die Fahrt war zwar nicht so lange wie die anderen aber wegen des Gegenwindes sehr anstrengend. ( Alexander V.)
Obwohl wir sehr lange auf das Essen warten mussten, schmeckt der bisherige Gang sehr gut. (Sarina S.)
Dank den Pferden und den Flamingos konnten wir während dem langen Kiesweg eine kleine Pause machen. :) (Maribel K.)
Heute morgen hatte ich besonders lange Zeit mich für die anstrengende Busfahrt vorzubereiten. lol. (Viviane G., lg Maribel)
Als man auf dem langen Kiesweg dann endlich Saintes-Maries-de-la-Mer gesehen hat, war ich richtig motiviert und freute mich sehr. Obwohl wir die Ortschaft schon sahen, machten wir trotzdem nochmals Pause um die Flamingos zu fotografieren J(Sara W.) 
Hannah und ich haben über die ganze Velotour Gelbe Autos gespielt (ein Auto = ein Schlag) Hannah hat 68 Autos ich habe 59 Autos ; ) Ich freue mich auf Morgen. :) (Julchen)
In der vordersten Gruppe zu fahren ist mega cool. Das Meer ist noch viel toller. Jetzt gibt es noch geiles Glace, das ist mega hammer. (Peter)
Einige munkeln, das strengste des heutigen Tages war das Hering Einschlagen im steinharten Boden. Für mich erforderte aber der ganze Tag wieder enorm Geduld, Konzentration, Durchhaltewille und meine Oberschenkelmuskeln, aber auch meine Lachmuskeln, wurden noch ein letztes Mal bis zum Anschlag strapaziert. Spannend fand ich die vielen Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, wie zum Beispiel das Aquädukt, das Kolosseum und das Amphitheater in Arles. Ich werde definitiv zurückkehren, um die wunderschöne  Gegend mit mehr Zeitbudget zu geniessen. Nun bin ich einfach enorm stolz und erleichtert, dass alle gesund und munter angekommen sind und wir dank der tollen Stimmung den letzten Abend und Tag in vollen Zügen geniessen können. (Lea Caluori, Siegerin Kategorie Ü20 Ladies)
Die letzten Kilometer auf dem Kiesweg waren anstrengend, weil die Führungsgruppe ziemlich schnell unterwegs war. Ansonsten war es heute nicht sehr anspruchsvoll, wie an anderen Tagen. (Colin.K)
Man kann es nicht fassen endlich am Meer zu sein, denn die Zeit ist wie im Flug vergangen. Bei der Ankunft konnten wir die Erleichterung förmlich spüren. Die letzten Tage sind eine Erinnerung für das ganze Leben. (Kim D. R.)
Der Geruch von Salz und Sand lag schon in der Luft, als wir noch mindestens dreissig Kilometer vor uns hatten. Er hat mich motiviert und ich wollte endlich ankommen. Aber auch wenn ich mich darüber freue, das hier geschafft zu haben, werde ich diese wunderbare Zeit vermissen. (Alia O. C.)
Es waren zwar nur ca. 900 Kilometer, ihr könnt trotzdem jedem sagen das es 1000 km waren, das tönt einfach besser. 
Eine schöne Reise geht zu Ende und eine neue beginnt.
Fabio Lazzarato ;)
Ich fand es heute sehr toll und amüsant mit den Schülern ein letztes Mal Fahrrad zu fahren. (Remo)
Ein legendärer stündiger Schlussspurt auf Kies mit passablem Gegenwind hat die Reise abgerundet und die Beine in ein schönes Säurelevel versetzt. Dabei von Safari-Jeeps voller Touristen mit extra grossen Kameraobjektiven gekreuzt zu werden, lässt eine Tour de France Stimmung aufkommen. Das schönste aber ist das Gefühl der grossen Dankbarkeit, dass keine schwerwiegenden Unfälle passiert sind. (Andreas Rüfenacht, Sieger Kategorie Ü30) 
Es war der letzte «Velo-fahr-Tag» jedoch fühlte es sich an, als wäre es der Start der grossen Reise. Alle in bester Stimmung und jeder war nun vertraut mit jedem - einfach schön. Die Gemeinschaft und wie alles und alle miteinander funktionierten….APPLAUUSSSSS!!! Ich hatte viel Spass heute beim Schlusssprint gegen Fabio, Remo und dem Gegenwind super Crew! (Eliane Brazerol 3. Platz)
Als wir in die Nähe des Meeres kamen, roch es sehr nach Salz und seltsamerweise nach (toten) Krabben. Ebenfalls hatte ich erst so richtige Energie, als wir am Meer ankamen. <3 Am liebsten würde ich jeden achten Tag ankommen, um Energie aufzusammeln. Mir fiel auf, dass alllllllllllllle Schüler und Schülerinnen am besten gelaunt waren, was ein Wunder ;) (Tscholiin)
Ich bin sehr stolz auf die Leistung der SuS. Auch am letzten Tag konnten sie noch einmal das letzte bisschen Energie aus sich herauspressen, um die restlichen 80 km bis ans Meer zu bewältigen. Besonders freut es mich, Ende Woche nur noch stramme Wädli zu sehen. (Trainer)
Das Gefühl war super als ich angekommen bin. (Hannah G.)
La vie est belle, encore. (S.Hausammann, Sieger Kategorie Ü40)



Zweiter und letzter Blog aus der Küche 
5 Arme ein Ziel
Die Velofahrer assen jeden Tag ziemlich viel
Gemeistert die Aufgabe mit Bravur
Zeigt des Velofahrers Statur
Vivre comme Dieu en France
Einen riesen Dank an Vivi’s grossartige Hilfe und UnterstützungJ
Florence und Tim


Mittwoch, 5. Juni 2019

Jour 7: Cruas - Pont du Gard

Das Zwitschern eines Vogels. 
Es ist das erste Geräusch, welches am Morgen des vorletzten Tages auf dem Velo die Stille durchdringt. Eine wunderschöne Melodie, aber die meisten Reisenden hören sie gar nicht. Die Schülerinnen und Schüler sind erschöpft vom letzten Tag und niemand will früher aufstehen als nötig. Aber nur ein paar Minuten nach diesem ersten fröhlichen Geräusch erhebt sich eine Stimme: «Es ist sieben Uhr, Tagwache!»

Der Morgen ist kühl, obwohl wir doch schon so nahe am Süden sind, aber der Himmel über den Zelten, die langsam von den Velofahrern abgebaut werden, ist von einem klaren Blau, hie und da durchzogen von schön geformten weissen Wolken.
«Wir müssen nur noch heute und morgen radeln, dann sind wir am Meer.» Mit diesem Gedanken schwingen sich alle Schülerinnen und Schüler motiviert auf ihren Sattel. «Das wird ein Klacks.»Nun ja.Eigentlich wäre die Strecke ja relativ flach, vor allem am Anfang, denn genau wie gestern führt ein grosser Teil des Weges an der Rhône entlang. Aber nach etwa zwei Stunden treffen alle motivierten Velofahrer auf einen alten Bekannten und niemand freut sich wirklich darüber, ihn zu sehen.


Es ist der Wind.Am Anfang noch eine angenehme Brise, welche die zunehmende Hitze für alle erträglicher macht, doch nach einiger Zeit eine beinahe aggressive Böe, die die Fahrräder hin – und herwirft.Man würde meinen, dass der Wind einem das Fahren so erschwert, dass es fast akzeptabel wäre, einen Unfall zu bauen, denn man könnte ihm die Schuld zuschieben.Aber der erste leichte Unfall passiert heute vor dem grossen Wind. Und ihm folgen noch zwei weitere.Nichts Ernstes zum Glück, aber es sollte die Fahrenden zumindest daran erinnern, dass man wirklich konzentriert sein muss, wenn man auf dem Weg vom Norden der Schweiz in den Süden Frankreichs ist.


Zu dem starken Wind und den Unfällen kam plötzlich noch der Hunger dazu, denn die Strecke vom Campingplatz bis zu dem Ort, an dem wir Mittagessen wollen, zieht sich recht in die Länge. Die Wege, die wir entlangfahren, schlängeln sich durch Mais und Weizenfelder, hin und wieder kommt ein Waldstück. Aber die Landschaft verändert sich nicht beim Fahren und so schweife ich mit meinen Gedanken immer wieder ab.Achtung, Konzentration! Sonst passiert doch noch ein Unfall. Das muss ich mir dann immer sagen, aber es ist gar nicht so einfach, mich von meinen Gedanken loszureissen.
Nach dem Mittagessen geht es weg von den Feldwegen und den Waldstücken, aber nicht weg vom Wind.Wir fahren nun auf Strassen, die von schnellen Autos befahren werden und ein leicht mulmiges Gefühl macht sich breit.«Hoffentlich schiebt mich der Wind nicht auf die Strasse hinaus.»Auch wenn es anstrengend ist, erreichen wir nach etwa zweieinhalb Stunden einen Ort, an dem sich eine Überraschung befinden soll, laut den Lehrern und Begleitpersonen zumindest.Herr Hausammann ist nicht nur Französisch – sondern auch Geschichtslehrer und das merkt man ab seiner Begeisterung über das, von ihm betitelte «Highlight der Velotour», der Überraschung. Es ist die Pont du Card, ein uraltes Viadukt, an welchem wir vorbeifahren dürfen, um zu unserem neuen Schlafplatz zu gelangen.Meiner Meinung nach recht beeindruckend, denn ich mag Geschichte.Aber heute färbt sich der Himmel über der Pont du Card grau und auch wenn der Wind nicht stärker wird, wissen alle, dass es bald zu regnen beginnt.


Die Zelte sind an diesem Abend recht schnell aufgebaut und während dem Abendessen setzt auch der Regen ein. Aber zum Glück aller Anwesenden zieht die dunkle Wolke über uns vorbei und viele der Schülerinnen und Schüler setzten sich zusammen unter den immer dunkler werdenden und noch wolkenverhangenen Himmel um zusammen Zeit zu verbringen. Die Bäume um uns herum stechen als schwarze Schatten in den Himmel hinauf und dieser Anblick bildet eine gemütliche Atmosphäre.

Nur noch morgen. Dann sind wir da. 


Alia Camenisch




Dienstag, 4. Juni 2019

Jour 6: St. Romans à Cruas

Eigentlich beginnt jeder Tag ein wenig gleich – und eben doch nicht: Tagwache um 7, Frühstück um 7.30, geplante Abfahrt um 8.30, tatsächliche Abfahrt dann oft ca. 20 min. später. Die Stimmung ist nicht ganz einfach zu beschreiben: Alle wieseln herum. Die einen essen bereits, andere schauen nach ihrer Tasse, wieder andere schütteln ihren Schlafsack aus, die letzten hocken in ihren Sachen und suchen nach irgendetwas (ein Schüler wird – ähnlich wie in den Tierfilmen von früher - längere Zeit beobachtet, wie er murmeltierähnlich im abgebauten Zelt hockt und sich für einen vermeintlichen Winter vorzubereiten scheint). 

Als es dann endlich losgeht, gehören die ersten Momente auf dem Velo zu den schmerzhaftesten. Erst allmählich gewöhnt sich der halbwunde Popo an den Sattel und wir verschmelzen nach und nach mit unseren Fahrrädern zu einer fast unzertrennbaren Einheit. 
In der ersten Stunde taste ich innerlich meinen Körper ab und frage mich, ob ich den heutigen Tag wirklich überstehen werde. Ab Stunde zwei geht es dann oft schon besser; schliesslich geht es auch darum, die aufkommenden Schwierigkeiten zu meistern: Da muss wieder zurück auf den Veloweg gefunden werden, da wird eine Schlange (!) überfahren und es wird noch lange darüber diskutiert, ob sie wirklich tot ist, da wird ein Laden gesucht, um happy shopping zu betreiben, da wird das Begleitfahrzeug kontaktiert, um den Mittagsplatz zu bestimmen.

Aber dazwischen findet das statt, was die Velotour für mich so einzigartig macht: Ganz viel Zeit. Zeit, um seinen Gedanken nachzuhängen. Zeit, um mit irgendjemandem über irgendetwas ein wenig zu plaudern. Zeit, um zu schauen, wie sich die Landschaft verändert: Heute zum Beispiel sind es keine verschneiten Berge mehr wie gestern noch in Chambéry, sondern sie sind grün, sehr grün. Über dem Fluss Isère liegt ein leichter Dunst, die französischen Dörfchen versprühen einen altmodischen Charme und der Veloweg schlängelt sich zuerst noch zwischen Nussbäumen, später immer mehr zwischen Obstbaumkulturen in Richtung des Rhônetals. Apropos Rhônetal: Ein giftiger Gegenwind kommt plötzlich auf und es wird lauthals gezetert und geschimpft. Einige steigen sogar vom Velo und finden, sie kommen so mindestens gleich schnell voran. Auf einmal ist alles schwierig (in den Augen der Schülerinnen und Schüler) und alles wäre so viel einfacher ohne diesen verfluchten Gegenwind… 
Aber irgendetwas ist eben immer. Wenn es nicht der Gegenwind ist, schmerzt der Popo oder ein Knie oder die Schultern oder oder. Oder man muss warten auf irgendjemanden oder es geht schon wieder bergauf oder die französischen Strassen sind holprig oder es ist sowieso viel zu heiss. Die Möglichkeiten, sich auf einer solchen Reise zu beschweren, sind also unbegrenzt.

Aber es gibt eben auch diese anderen Momente: Wo es einfach rollt. Der Weg biegt ab und öffnet den Blick auf einen lieblichen Hügelzug, ein schmuckes Dörfchen wird durchfahren, das Abendlicht zaubert eine unbeschreibliche Stimmung in die Landschaft, ein Franzose ruft uns aufmunternde Worte zu, eine imposante Brücke spannt sich über die glitzernde Rhône und einige haben sogar zwei Fischotter gesehen. Und gegen Ende der Tagesetappe pedalen alle für sich, sind müde, aber zufrieden mit sich und dem Geleisteten, spüren, dass wir uns dem heutigen Ziel allmählich doch nähern.

Und dann treffen wir ein. Die Schnelleren sind natürlich schon da, die Gemütlicheren kommen aber auch nicht viel später an.
Es kommt wieder eine emsige Stimmung auf, ähnlich wie am Morgen. Das Gepäck wird aus dem Anhänger ausgeladen, Zelte werden aufgestellt, einige (aber schliesslich weniger als anfänglich angekündigt) gehen im Campingpool baden, alle machen sich bereit für das Abendessen. So sitzen wir an zwei langen Tischen im milden Abendlicht und das wohlverdiente Essen schmeckt einfach nur köstlich. Es wird nochmals lauthals von Helden- und Heldinnentaten erzählt, es wird gelacht und die Stimmung ist ausgelassen. Jetzt ist der Stolz zu spüren: Wir haben wieder einen Tag geschafft – und diesen sogar trotz Gegenwind (den plötzlich die meisten gar nicht mehr soooo schlimm finden). Vor sechs Tagen standen wir noch vor dem Schulhaus und jetzt riecht es schon nach Südfrankreich. Jeder Tag ist unglaublich intensiv. La vie est belle.










Montag, 3. Juni 2019

Jour 5: Challes les Eaux à St. Romans

Nach dem Gedicht von gestern heute die wichtigsten Eckdaten unseres Tages in Kurzform.

Montag 03. Juni 2019 Zeltplatz Le Savoy kurz nach Chambery.
Wolkenfreier Himmel
Sonne versteckt hinter den Hügeln
Brot, Butter, Nutella, Milch wie jeden Morgen.
Die leuchtend gelbe Schlange setzt sich in Bewegung
Distanz: 119.5 Kilometer
Überflüssige Kilometer: ca. 2 (auch heute haben wir den Weg nicht immer auf Anhieb gefunden)
Höchstgeschwindigkeit: 76.5 Kilometer pro Stunde
Höchstgeschwindigkeit Begleitfahrzeug: 110 Stunden Kilometer (Rekord verdächtig)
Schülerinnen im Begleitbus: 2
Ketten gerissen: 3 (gleiches Velo)
Platten: 0
Grösster Zeit Verlust: Pfosten touchiert, Bremse gebrochen (mit Kabelbindern fixiert)
Verdaute Bananen: ca. 8 Kilogramm
Wetter: 30 Grad im Schatten mit einer leichten Brise
Totale Ausgaben: unbekannt (Schätzungen: keine Angaben)
Anzahl heute auf und abgebauter Zelte: 15
Zweit grösster Zeitverlust: Stopp bei Supermarché (jeder zwei Liter Getränke auf Mann)
Geplantes Abendessen: Paella
Tatsächliches Abendessen: Pizza vom Lieferservice
Leere Pizza Kartons: 37 (übrige scharfe Saucen 32)
Pavels erster Waschtag (alles wieder sauber)
Wütende Zürcher: 2
Highlights: Abkühlung im See samt Velokleidung (siehe Foto)
Blogleser vom 3 Tag 193 (lässt sich noch steigern)
Blogverfasser: 2 (Identität unbekannt)
Nächster Blog: Morgen (Wenn die geplante Ankunftszeit eingehalten wird)

Topschüler/innen des Tages: 
-      x und y helfen der Fahrerin ihr Zelt aufzustellen
-      z gibt immer laut und deutlich mündliche Warnungen, wenn Gefahren kommen
-      u wartet auf alle, die ein Problem haben und bietet sofort Hilfe an

Flop des Tages: 
Am Mittag bleibt Abfall liegen. Eine ganze Banane wird einfach ins Gebüsch geworfen. Vielleicht sehen die Lehrpersonen die Plastikreste ja hinter dem Stein nicht. Zum Abfalleimer ist es ganze 10 Meter. So verlieren wir Zeit. Aufräumen tun dann genau die Schüler/innen, die ihren Abfall sowieso verräumt hatten. 

Die besten Schüler/zitate (gehört von Lea Caluori): 


1.    Nach der Pause geht es direkt steil den Berg hinauf. Ich schalte zu spät. Die Kette ächzt und knarzt. Deshalb springe ich gewandt von Fahrrad, um die Kette nicht zu arg zu strapazieren. Ich marschiere einige Meter den Berg hoch. X fährt an mir vorbei und ruft: «Ich han dänkt mir sind zum velofahre da, nöd zum laufe.» Ich versuche mich zu erklären, die Kette würde sonst reissen und deshalb…. Da fährt Herr Rüfenacht vorbei und schneidet mir das Wort ab: «Mimimimimimi». Alle lachten. Nunja, meine Kette ist noch ganz. 
2.    Nach über 100 gefahrenen Kilometern trete ich wie wild in die Pedale, um Schwung aus einer Abfahrt mitzunehmen. Dabei berühre ich meine Seitentasche, die aus der Halterung springt. Ich halte am Strassenrand an um sie zu fixieren. Y fährt vorbei: «Möged Sie scho nüme?»
















Jour 4: Genève à Challes les Eaux

Die Nacht war kalt,
der Pulk erwacht,
Essen packen, Verpflegung fassen.
Auf geht’s, hoch die Tassen!

Die Räder laufen,
die Pedalen drehen,
es gibt keine Pausen
ausser um Pinkeln zu gehen.

Asphaltige Strasse
erdrückende Hitze
eine vereinte Masse
die Stimmung ist spitze.

Die Sonne brennt, 
die Mäuler sind trocken, 
die Zeit die rennt,
verschwitzte Socken.

Der Popo brennt,
der Rücken schmerzt,
Wege die keiner kennt,
trotzdem wird gescherzt.

Die Rohne als ständiger Begleiter
Die Haut ist rot und trocken
Das Wetter ist sonnig bis heiter,
verschwitzte Socken.

70 Kilometer noch zu fahren,
Die Motivation gerät ins Stocken.
Jetzt gilt es Energie zu sparen,
immer noch verschwitzte Socken.

Die Schmerzen sind mir schnuppe
20:30 Ankunftszeit
Gestartet als Gruppe,
vollendet als Einheit. 

Ein Gedicht von Tm, Pavel und Fabio

Samstag, 1. Juni 2019

Jour 3: Estavayer- Le- Lac à Genève








Von Estavayer- Le- Lac nach Genf, das war der dritte Tag unserer Reise nach Saintes Marie- de- la- Mer. 
Auch heute wurde fleissig in die Pedalen getreten, unzählige Kilometer bezwungen, vorbei am Neuenburgersee über die bekannten Weingebiete des Kantons Waadt am Genfersee entlang bis zum Jet d’eau dem Wahrzeichen von Genf. Mit bis zu 140 Metern Höhe ist er einer der grössten Springbrunnen der Welt.
Der Höhepunkt war definitiv, als man bereits von Aubonne den ganzen Genfersee geniessen konnte. 
Ein strenger Tag ging zu Ende und eine erholsame Nacht beginnt.
Fabio

Ein Blog aus der Küche 
Estavayer- Le- Lac, 7.00. Pünktlich auf die Sekunde schlugen wir die Augen auf. Ein arbeitsreicher Tag stand vor uns. Nach ein paar wenigen Minuten Vorbereitung waren wir einsatzbereit. Die Arbeit konnte beginnen. Als erstes war unser Auftrag die Vorbereitung des Frühstücks. Da jeder Handgriff abgesprochen und genaustens trainiert worden war, dauerte das Vorbereiten nur kurz. Die Schüler durften ihr Frühstück einnehmen. Dies war notwendig, damit sie genug Energie für den langen Tag hatten. Eine Stunde später waren alle verpflegt und auf dem Weg Richtung Genf. Florence und ich räumten noch die letzten Sachen auf und beluden das Gefährt. Danach ging es für uns in die wohlverdiente Pause. Hierzu gingen wir in das Hotel, in welchem die Frau von Simon und seine Kinder die Nacht verbrachten. Doch die ruhige Zeit war nicht von langer Dauer. Kaum hatten wir den ersten Schluck Kaffee genommen, läutete schon das Telefon. Ein Schüler hatte bei einem kleinen Fahrfehler die Speiche verbogen und war somit fahrunfähig. In Windeseile eilten wir herbei, beluden das defekte Fahrrad und der Schüler durfte meines zur Weiterfahrt benutzen. Danach kauften wir zu Mittag und suchten ein gemütliches Plätzchen für den Zmittag. Wir fanden einen super Platz auf einem Schulgelände. Die Anforderungen von Toilette und fliessend Wasser konnten wir sogar auch erfüllen. Kurz nachdem wir den Mittag mit derselben Effizienz vorbereitet hatten, kamen auch schon die ersten Schüler. Die Verpflegung bestand wie an den Vortagen aus Brot, Aufschnitt und einigen Früchten/Gemüse. Zum krönenden Abschluss gab es noch Kuchen, welchen uns die Mütter von Vivi und Kathrin freundlicherweise bei der Abfahrt überliessen. Wie auch schon an den Vortagen schmeckten die Kuchen hervorragend und gaben uns neue Energie und Motivation zur Weiterfahrt. Um ca. halb 4 setzte sich die Schülergruppe wieder in Bewegung und Florence und ich waren wieder auf uns gestellt. Wir freuten uns schon auf einen gemütlichen Nachmittag. Doch leider war unsere Freude nur von kurzer Dauer. Nachdem wir alles gepackt hatten, fuhren wir los. Die Fahrt führte uns mitten durch Genf hindurch. Es herrschte viel Verkehr auf den Strassen und das Manövrieren mit dem Anhänger war keine leichte Herausforderung. Doch Florence, welche dieses Mal hinter dem Steuer sass, meisterte Ihre Aufgabe mit Bravur. Und so kamen wir sicher und gesund beim Campingplatz an. Das Einchecken dauerte etwas länger, aber war keinen falls unangenehm. Unsere Tagesaufgabe war erledigt, dachten wir und wollten uns gerade etwas kühles zu trinken bestellen als der Anruf kam. Bei der langen Tour hatte Vivi einen Unfall und musste mit dem Auto abgeholt werden. Diese Aufgabe übernahm ich und fuhr geschwind mit dem Auto an die vereinbarte stelle. Wie sich herausstellte, war sie unglücklich auf ihren Arm gefallen und hatte seitdem Schmerzen. Jedoch blieb sie die ganze Autofahrt tapfer und liess sich nichts anmerken. Auch nicht als ich mich bereits das dritte Mal verfahren hatte. Frau Caluori, welche bei Ihr gewartet hatte und legte die restliche Strecke trotz später Stunde noch mit dem Fahrrad zurück. Am Campingplatz angekommen ging es rassig zu dem Znacht über. Diesen genehmigten wir uns im Campingrestaurant. Während des Essens versuchte Herr Hausamann mit aller Mühe einen Arzt aufzutreiben, welcher sich den Arm der Schülerin anschauen konnte. Nach langer Mühe gelang es ihm einen Arzt aufzutreiben, welcher auf den Campingplatz kam und den Arm untersuchte. Der Tag war lang und streng aber alles in allem sind wir alle zufrieden und gespannt auf den nächsten Tag. 

Tim Steiger









Freitag, 31. Mai 2019

Jour 2: Aarburg- Estavayer- Le- Lac

An einem sonnigen Morgen in Aarburg standen wir alle gleichzeitig um 7 Uhr auf. Zum Frühstück gab es Brötchen mit Nutella, Erdnussbutter oder Konfitüre. Dazu konnte man ein Glas Milch mit  Schokoladenpulver oder Müsli trinken. Um etwa viertel vor neun fuhren wir los mit dem Ziel Estavayer-Le-Lac. Nach 5 Minuten legten wir einen kurzen Boxenstopp ein um beim Coop Pronto Fressalien zu kaufen.

Nachdem sich alle Proviant beschafft hatten, legten wir mit dem Radfahren los um unsere 120 Kilometer lange Reise anzutreten. Der Weg und die Strassen waren mehrheitlich eben und gerade. Nach etwa 3 Stunden Fahrt mit durchschnittlicher Geschwindigkeit von über 20 km/h, kamen wir in Büren an der Aare an. 

Nach einer erneuter 10-minütigen Pause an der kalten Aare waren wir alle fit um viele weitere Kilometer zu fahren. Auf einem Platz in Aarberg verbrachten wir unsere 1.5 Stunden lange Pause um zu essen, trinken und zu schlafen.

Um viertel nach drei ging es dann weiter nach Estavayer-Le-Lac. Es folgten endlos ebene Wege mit etlichen Schlaglöchern und schönen Aussichten auf die Landschaft. Wieder zurück im Kanton Bern folgten schöne Altstädte und atemberaubende Ausblicke auf die Aare. Die Wege schienen endlos aber das Ziel kam näher, schon bald sahen wir den Neuenburgersee und dachten es würde nicht mehr lange gehen, doch wir irrten uns gewaltig… Doch als wir schon an den Enden unserer Kräfte waren, sahen wir das Schild mit der Aufschrift «Estavayer-Le-Lac». Dieses Schild gab uns die letzte Kraft und wir erreichten das Camp am See.

Dort angekommen verloren wir keine Zeit mit Badehosen montieren, sondern kühlten uns gleich mit Velohose im 16- grädigen Wasser ab. Anschliessend waren wir wieder bei Kräften und spielten Volleyball. Beim Schüler gegen Leiter/innen Spiel gewannen die Leiter natürlich 3 Mal. Es bleiben noch einige Tage zum Üben.

Colin B. und Nils